Der Geruch der Hölle |
Alle Hunde haben Schwanzdrüsen. Sie sind unter dem Schwanz
versteckt und dienen dazu, allen Abfallprodukten einen schönen
gesunden Gestank zu verleihen - obwohl das eigentlich gar nicht
nötig ist. Die Hunderasse hatte einen dem Stinktier ähnlichen
Vorfahren, von dem sie diesen Teil ihre Anatomie geerbt haben.
Die meisten Leute brauchen sich um dieses Organ nicht viel zu
kümmern, denn der Hund - wie jeder weiß - hält es mit
dem grössten Vergnügen so sauber wie es nur geht, was
natürlich auch den typischen Mundgeruch des Tieres erklärt. |
Unser junger Tudor ist eine Sonderfall, denn er ist mit
Handkuss der nervöseste Hund westlich des Rheins. Seine
glanduläre Eigentümlichkeit offenbarte sich uns zum ersten
Male als er sein erstes Pferd traf. Die Kreatur ging friedlich und
verdauungslaut an uns vorbei und benahm sich so, als ob Tudor nur ein
bisschen unnötige Luft sei. Tudor hatte ganz andere
Eindrücke - er war jung und so etwas Großes hatte er noch nie
im Leben gesehen. Er bellte wild, klemmte den Schwanz unter den Leib bis
er vorn wieder raus guckte und versuchte, so schnell wie möglich,
einem kleinen, weit entfernten Punkt zu gleichen. Der Grund, dass dieser kluge Plan nicht gelang, ist die Stärke der
menschlichen Stimme - meiner! Bald bemerkten wir einen leichten Geruch,
aber in unserer Unschuld nahmen wir an, dass das dem Gaul zuzuschreiben
sei. Als wir drei jedoch mit dem Auto abfuhren, wurde der
Gestank untragbar. Wir sahen uns gegenseitig mit beschuldigenden
Blicken an und tauschten einige humorvolle Anschuldigungen aus, doch
der Ursprung des Geruchs wurde offensichtlich als Tudor versuchte,
die Angelegenheit schmatzend zu beseitigen. |
Es ist nicht leicht, diese Stinkerei zu beschreiben. Man
stelle sich einen uralten Fisch vor. Er hat sein Leben in der Tiefe
einer dauernd benutzten Kloake verbracht und ist an dem Gestank
gestorben. All seine Verwandten kamen zur Beerdigung und sie sind
auch alle aus dem selben Grund verstorben. Eine Wochen später
kommen wir zur Beerdigung und riechen die Überbleibsel der Sippe,
ehe wir sie sehen. Und das ist nur der Anfang der Beschreibung
eines Geruchs, der ein Haus in Sekundenschnelle erfüllen kann. Wenn
man den gleichen Duft in einem Auto bemerkt - mit der unwiderlegbaren
Vorahnung, dass man dem nicht so schnell entkommen kann, ist es
unerträglich. Riecht man es im Auto, hat es keinen Zweck, das Fenster zu
öffnen oder den Border Collie aus demselben zu entfernen - man
muss ihn einfach duldend riechen.
Wir haben beschlossen, dass man da einfach nichts tun
kann. Oft glaubten wir, dass Tudor endlich diese Angewohnheit aufgegeben
hat, nur um hustend und keuchend daran erinnert zu werden, dass dem nicht
so ist, denn in der Zwischenzeit hat Tuder einen noch schärferen
Geruch fabriziert. So sei es halt, der Köter ist es wohl wert. |
Hundsgeschichten
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